Jeder neue Tagesbrief setzt den gestrigen und vorgestrigen Brief fort.
Wenn Sie heute neu auf diese Seite kommen, fehlt Ihnen mitunter der
Zusammenhang, der stellt sich aber nach ein bis zwei weiteren Briefen
morgen und übermorgen ein.



(Gestriger Tagesbrief vom )

Liebe Freundin, lieber Freund,

Gefühle nur Befindlichkeit, nur Gefühlsduselei? Deine Ängste nur Befindlichkeit? Ein Schuldgefühl nur Gefühlsduselei? Liebeskummer, was ist das? Angst vor dem Sterben nur eine Irrdisposition der Befindlichkeit? Die Bedeutung der Befindlichkeit kommt zum Ausdruck in der Begrüßungsfrage: » Wie geht es dir? « (Also: Wie ist das Befinden?) Das ist eine sehr mitfühlende Frage, und sie kann doch ursprünglich nicht immer so unverbindlich gemeint gewesen sein, wie sie heute gebraucht wird. Wir antworten meist: »Danke, es geht mir gut.« Denn wir haben die Erfahrung gemacht, dass der andere nicht nachfragt, wenn wir sagen: »Es geht mir schlecht.« Oder wir machen die Erfahrung, dass der andere eine gewisse sensationshungrige Neugier erkennen lässt und sich an unserem Unbehagen weidet. Denn vielen scheint dieser Umstand gerade recht zu kommen, zeigt er doch: Da gibt es jemanden, dem es noch schlechter geht, als ich mich derzeit fühle. Sehr selten treffen wir dagegen auf einen mitfühlenden Menschen, der bereit ist, zuzuhören, wenn wir zugeben, in einer Krise zu sein.
Herzliche Grüße
- bis morgen