Jeder neue Tagesbrief setzt den gestrigen und vorgestrigen Brief fort.
Wenn Sie heute neu auf diese Seite kommen, fehlt Ihnen mitunter der
Zusammenhang, der stellt sich aber nach ein bis zwei weiteren Briefen
morgen und übermorgen ein.



Liebe Freundin, lieber Freund,

wir stehen nicht nur in Kommunikation mit anderen Personen, sondern wir sind auch in Kommunikation mit uns selbst; wir unterhalten uns nicht nur mit einem von uns getrennten Individuum, sondern wir sprechen auch in uns mit uns - nicht laut zwar, denn wir wollen ja nicht als >merkwürdig< stigmatisiert werden; deshalb beherrschen wir uns. Wir sprechen also innerlich, in uns finden Gespräche statt. Das ist völlig normal und hat nichts mit einer Psychose zu tun.

Dieses Gespräch, das in uns stattfindet, ist eine innere Realität. Wir wollen uns jetzt damit beschäftigen, und zwar vorurteilslos, müssen uns auch damit befassen, denn es hat wenig Sinn, dem immer wieder auszuweichen, nur weil wir mit anderen darüber nicht sprechen, da wir uns nicht trauen, es zuzugeben.

Um ein Gespräch zu führen, sind entweder Personen oder Instanzen notwendig, die verschiedene Standorte einnehmen. In unserem Fall ist der eine Standort das Seelische - dort findet das Gefühl statt -, der andere das Denken, welches das Gefühl verbalisiert, es auf- oder abwertet. Und wenn wir nun genau hinsehen, dann erfassen wir, dass das Denken mehrere Standorte hat, nach denen es die Verbalisierungen wertet. Im Volksmund heißt es: »Jedes Ding hat zwei Seiten.« Nur zwei? Wenn wir es genau betrachten, dann hat jedes Gefühl und jede Meinung dazu mehrere Seiten, jedenfalls nicht nur zwei. Diese Seiten sind in uns.
Herzliche Grüße
- bis morgen